Freunde und Förderer der Marienkapelle e.V.
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Geisenheim, 10. 11. 2019
Überlegungen zur Zukunft der Marienkirche
Nach der letzten Meldung von Pfarrer Fischer bleibt die Marienkirche unverändert stehen. Eine kirchliche Nutzung ist jedoch nicht vorgesehen. Damit ist die Zukunft dieser Kirche weiterhin ungewiss und leider nicht gesichert.
Kirchenschließungen in Deutschland
In den letzten 20 Jahren wurden in Deutschland etwa 550 Katholische Kirchen aufgegeben. Davon wurden 160 abgerissen und knapp 150 verkauft. Was aus den verkauften Kirchen wurde konnte ich nicht recherchieren. Die verbleibenden 250 Kirchen stehen mit ungewisser Zukunft leer oder wurden einer neuen Nutzung zugeführt.
Im gleichen Zeitraum wurden im Bistum Limburg 43 Kirchen aufgegeben und 8 abgerissen. Über die Zukunft der 35 verbleibenden Kirchen liegen mir keine Informationen vor.
Informationen hierzu: www.katholisch.de>artikel>14773-kirchenabrisse-....
Im Bereich der Evangelischen Kirche wurden in der Zeit von 1990 bis 2015 rund 100 Gotteshäuser abgerissen und 260 verkauft. Die Anzahl der Kirchenschließungen konnte ich leider nicht ermitteln.
Die häufigsten Argumente der Kirchenverwaltungen, die zu einer Kirchenschließung führen sind:
· Baufälligkeit
· Zu hohe Erhaltungsaufwendungen
· Zu hohe Heizkosten
Meist sind das nicht haltbare oder vorgeschobene Argumente, die wir auch in Geisenheim zu hören bekommen haben.
Wie beziffert man den Wert einer Kirche?
Der Betriebswirtschaftler wird sagen: „Grundstückswert minus Abrisskosten“. Wir reden hier jedoch nicht von einer alten Scheune – sondern von einem Gotteshaus. Für eine Kirche müssen daher andere Wertefaktoren zugrunde gelegt werden. Der immaterielle Wert, die Bedeutung der Kirche für jeden Gläubigen, die Identitätsmarke für jeden Bürger, die Gebäudeeinbindung in das Stadtbild und (speziell für die Marienkirche) der geschichtliche Hintergrund zum Bau der Kirche. Diese Werte sind nicht zu beziffern. Sie bestimmen aber den mentalen und religiösen Wert einer Kirche. Eine christliche Kirchenverwaltung darf und sollte diesen ideellen Wert einer Kirche bei einer so schwerwiegenden Entscheidung nicht außer Acht lassen.
Kirchen sind stadtteilprägend – Liturgiewissenschaftler bezeichnen Kirchen als „identitätsstiftende Raummarken“. Dies wird nicht nur von Gläubigen geschätzt, sondern auch von Leuten, die der Kirche nicht so nahestehen.
Was können wir tun, um die Marienkirche zu erhalten?
Dies ist eine schwere, aber auch entscheidende Frage. Der Bischof von Limburg übernimmt keine Verantwortung und sagt: Was mit der Marienkirche geschieht ist eine Entscheidung des Verwaltungsrates der Heilig-Kreuz-Pfarrei. Der Verwaltungsrat hatte uns gesagt die Kirche sei baufällig und müsse abgerissen werden. Nach neuester Überprüfung ist die Marienkirche nicht baufällig. Daher besteht auch keine Veranlassung für einen Abriss. Die Kirche bleibt nach der Auffassung des Verwaltungsrates jedoch geschlossen und darf bei einer Nutzung für Andachten oder Meditationen nicht beheizt werden. Wenn die Marienkirche jedoch nicht für religiöse Zwecke genutzt wird (werden kann), was soll dann aus ihr werden?
Erneut stellt sich daher die Frage für eine andere oder gemischte Nutzung. Daher sind folgende Fragen zu prüfen:
· Welche Nutzungsmöglichkeiten gibt es im Bereich der Heilig-Kreuz-Pfarrei?
· Wie werden die 250 Kirchen die in Deutschland derzeit Leerstehen genutzt?
· Gibt es Nutzungsmöglichkeiten im kommunalen Bereich? Stadt oder Hochschule?
· Gibt es Ideen für eine gemischte Nutzung? Kirche/Stadt/Hochschule/ Bürger/Vereine und andere.
Nach Auskunft von Pfarrer Fischer beschäftigt sich der Verwaltungsrat (leider hinter verschlossenen Türen) mit den Fragen zur Zukunft der Marienkirche.
Diese Frage ist jedoch von öffentlichem Belang und sollte daher auch unter Beteiligung der Bevölkerung diskutiert werden. Viele Köpfe = viele Ideen. Wenn also der Wille zur Erhaltung der Marienkirche besteht, so sollte auch eine öffentliche Diskussion hierzu erfolgen.
Unser Vorschlag ist daher:
Die Diskussion zur Zukunft der Marienkirche sollte an einem „Runden Tisch“ unter Beteiligung der Pfarrei, der Kommune, der Hochschule, der Vereine und der Bürger erfolgen.
Wir würden uns freuen, wenn dieser Vorschlag allseitige Zustimmung findet und sind gerne bereit uns an der Organisation und Durchführung zu beteiligen.
Das Abschiedsläuten und der Ausbau von zwei Glocken aus dem Turm der Geisenheimer Marienkirche
Am 21. Oktober 2018 hatte der zurzeit in Gründung befindliche Verein „Freunde der Marienkapelle“ zu einem Abschiedsläuten an die Marienkirche eingeladen. Nach der Begrüßung durch die Herrn Görtges und Holschier wurden die zu verabschiedenden Glocken einzeln und zusammen geläutet. Der Geisenheimer Pfarrer Fischer informierte zum Stand der weiteren Entwicklung der Marienkirche und zum Planungsstand für eine neue Marienkapelle. Herr Eske vom Rüdesheimer Kirchenbauverein beschrieb das neue Geläut der St. Jakobuskirche und zeigte auf, welche Bedeutung darin die zwei Glocken aus der Geisenheimer Marienkirche haben werden. Danach erklangen zum letzten mal alle Drei Glocken aus dem Turm der Kirche.
Mitglieder des Heimatvereins Pflänzer e.V. hatten einen Getränketisch für die rund 50 Teilnehmer des Abschiedsläutens aufgebaut. Der Erlös aus dem Getränkeangebot war die erste Spende an den Verein „Freunde der Marienkapelle“. Auch von einigen Veranstaltungsteilnehmern sind erste Spenden eingegangen.
Am 23. Oktober 2018 wurde die Marienglocke und die St. Josephsglocke mit einem riesigen Kran aus dem Turm der Marienkirche gehoben. Unter den Augen von circa 25 Zuschauern schwebten die Glocken nacheinander und weithin sichtbar zur Erbslöhstraße und wurden in einen Transporter verladen. Die St. Michaelsglocke bleibt der Marienkirche weiterhin erhalten und hat bereit zur Mittagszeit wieder in gewohnter Art geläutet.